MEDITATIONSBILDER
In der zweiten Hälfte der 60er Jahren entwickelte ich nach längerem Experimenten mit dem Bilduntergrund, unterschiedlichen Farben und Pinseln eine eigene "Mischtechnik": Die glatte Seiten einer Hartfaserholzplatte wird mit weißer Farbe grundiert. Diese Grundierung wird mit einem groben Pinsel vorgenommen, so daß auf der Holzplatte ein"Miniaturrelief "entsteht, im Sinne von "Furchen und Schollen", bedingt durch die dicken Haare des Pinsels. Nach Trocknung werden Dispersionsfarben jeweils in Schichten von Hell nach Dunkel mit einem Spatel aufgetragen. Je nach Verdünnungsstufe der Farben, Abbindezeit und ausgeübtem Spateldruck werden die Farbschichten teils wieder entfernt und/oder miteinander gemischt. Das so entstehende, zunächst zufällige Farben- und Formspiel auf der Holzplatte regt zu Assoziationen und Phantasien an, dient als Kristallisationspunkt für das eigentliche Gestalten. Nach Trocknung des fertigen Bildes erfolgt die Fixierung mit einem durchsichtigen Speziallack. Es handelt sich um ein"mediatives Malen". Zunächst ohne konkrete Vorstellung, was entstehen soll, lasse ich mich auf Zufälliges, Spontanes und Überraschendes ein. Dabei "verliere" ich mich im Malen, Bilder entstehen ganz aus der Intuition und dem Augenblick heraus. Inhaltlich sind viele Bilder im Grenzgebiet zwischen Gegenständlichem und Abstraktem angesiedelt: angedeutete Pflanzen, Tiere oder Gesichter. Ich möchte meine Bilder als Meditationsobjekte verstanden wissen, die aufgrund ihrer Stellung zwischen gegenständlicher Wirklichkeit und abstrakter Phantasie die individuelle Interpretation des Betrachters möglich machen und zwingen, Eigenes am Medium bzw. durch das Medium Bild zu erleben. Das jeweilige Bild soll nicht etwas eindeutig Festgelegtes wiedergeben, sondern soll je nach der Stimmung des Betrachters und den Lichtverhältnissen im Betrachter etwas anregen oder auslösen, das in Schwingungen kommt, so das sich ein Dialog zwischen dem Beschauer und dem Bild entwickelt. Die Bilder sollen "offen" sein für Erfahrungen des Betrachters, sie sollen die Fähigkeit besitzen, sich preisgeben zu können. Wesentlich Elemente sind für mich der Kreis, die Spirale, die Zentrierung um eine Mitte und das Auseinanderbrechen von Zentren mit ihrer Neuordnung. Der Kreis kann als ein Symbol des "Selbst" verstanden werden, als ein Bemühen, sich zu sammelnund zu konzentrieren, die Gefahr des Gespaltenseins und Auseinanderfallens zu bannen. Die Bilder werden zum Ort, wo der Geist die Welt versammelt und ordnet. Bilder sind für mich Entsprechung, Verwandlungen mit dem Grundthema des Kerns, des Zentrums , sein Zerfall und seine Wiedervereinigung. Der schöpferische Gestaltungsprozeß wird für mich zum Dialog mit den unterschiedlichenProtagonisten meines Wesens und wird mitunter zum "Ventil“ von jenem, das ich in der Berufsausübung als Therapeut erlebe, im Bild zu verarbeiten, neu zu ordnen. insofern dient meditatives Malen zur Erholung und Erbauung.